Evolution in den Sparkassen

Das Beharrungsvermögen der Sparkassen an Althergebrachtem scheint unendlich groß. Veränderungen und Risiken werden konsequent vermieden. Das hat viele Ursachen.

Immer wieder versuchen Sparkassen das Risiko einer internen Weiterentwicklung variantenreich und geschäftig zu verhindern, indem sie alles, was von außen kommt, solange modifizieren, bis es ins Haus passt, und indem sie die „gel(i)ebte Praxis“ mit möglichst wenig Änderungen so lange wie möglich fortsetzen.

Dieses fatale „Weiter so“ treibt die Sparkassen auf Grund der Vielzahl und Geschwindigkeit von Veränderungen an die Grenzen des Leistbaren und verhindert, die permanent anstehenden Anpassungen erfolgversprechend zu verarbeiten.

Aus unserer Sicht haben viele Sparkassen

  • ein undurchsichtiges und nicht zielgerichtetes Informationsmanagement,
  • schlecht funktionierende Zusammenarbeitsmodelle,
    die an Struktur- und Hierarchiegrenzen scheitern,
  • bis zur Unkenntlichkeit zerfledderte Aufgabenzuschnitte,
    Strukturen und Zuständigkeiten,
  • unklare Ergebnisziele und komplexe Entscheidungsprozesse oder Entscheidungsverantwortungen,
  • ein Mikro-Management von Umsetzungen.

Bewährte Verweigerungsstrategien

Modellkonzeptionen werden auf Management-Ebene zwar meist einstimmig beschlossen, in der operativen Auswirkung jedoch allenfalls selektiv umgesetzt, meist in dem Umfang, der unvermeidbar ist (weil z.B. die Technik oder das Aufsichtsrecht es erzwingen). Die gewünschten Effekte stellen sich dann nicht ein, weil die umgesetzten Teile aus dem Kontext gerissen sind oder erst in ihrer Gänze volle Wirkung entfalten hätten können.

Sparkasse nicht umgesetzt werden können  – statt Zeit in die Überlegung zu stecken, WIE es gehen könnte und warum es bei anderen Sparkassen in dieser Form klappt.

Oder:
Lotus Notes wird geschäftig 1:1 durch neue Dritt- oder Individualanwendungen abgelöst – statt die Chance zu nutzen „auf Standard“ umzustellen und zu überlegen wie Sparkassen, die nie Lotus Notes im Einsatz hatten oder nie Anwendungen auf Lotus Notes betrieben haben, die verschiedenen zu Grunde liegenden Anforderungen lösen.

Oder:
Interne Kontrollen werden auch bei einfachsten Prozessen nur zaghaft abgebaut, zur Aufrechterhaltung der häufigen Über-Erfüllung aufsichtsrechtlicher Anforderungen – statt sich zu fragen, warum Kunden beispielsweise bei Direktbanken Produkte fallabschließend online mit nur wenigen Klicks erwerben können.

Im Zentrum des Geschehens ist – ob immer sinnvoll oder nicht – meist die Organisationsabteilung. Sie ist häufig die Instanz der Sparkasse zur Moderation und Erzeugung der notwendigen Veränderungen – und sei es „nur“, weil dort die technischen Rahmenbedingungen der Sparkasse verwaltet werden.

Der Blick nach draußen

In Zukunft wird die Organisation von Veränderungen viele Beteiligte in der Sparkasse haben. Allen voran die sogenannten Prozessverantwortlichen, die als (Teil-) Unternehmer für ihre Prozesse auch die Verantwortung für deren Weiterentwicklung haben. Eine Weiterentwicklung, die meist nicht mehr von innen, sondern von außerhalb der Sparkasse getrieben sein wird. Und genau hierin wird sich in nächster Zeit der Erfolg der Evolution für die einzelne Sparkasse, aber auch die Sparkassenorganisation insgesamt zeigen.

Gelingt es der einzelnen Sparkasse, auf diese „Umweltimpulse“ (oftmals „Standards“ genannt) zu reagieren und sich an diese anzupassen? Oder werden der Abstand und Adaptionsaufwand zur Umwelt und damit zum Standard immer größer, aufwändiger und letztlich so schwerfällig, dass sich die Frage nach dem Überleben stellt?

Hier wollen wir ganz bewusst NICHT den Eindruck erwecken, dass unsere gemeinsamen Standards bereits alle der Weisheit letzter Schluss sind, dass diese schon „BEST“-Practice sind und es nirgendwo mehr eine schlauere Lösung gibt. Vielmehr soll eine Auseinandersetzung über Sparkassengrenzen hinweg angeregt werden. Denn diese Auseinandersetzung kann Zweierlei bewirken: Entweder sie verstärkt die Erkenntnis, dass eine Anpassung an den Standard durchaus Sinn macht oder sie ermöglicht eine Verbesserung des Standards für alle, um eine Idee, die bisher nicht berücksichtigt wurde. Auf diese Weise gelingt die Evolution, für die einzelne Sparkasse und für die gesamte Organisation.

Standard?

Unser Appell soll auch zur Sensibilisierung des Verständnisses von „Standard“ beitragen. Nicht alles, was heutzutage unter diesem Label läuft, entspricht auch den technisch oder inhaltlich definierten „Standards“ der S-Finanzgruppe. Nicht selten ist es lediglich eine kreative Adaption dieser, mit dem Ziel möglichst wenig in der Sparkasse zu verändern, sondern möglichst viel der Umwelt („Standards“) an die Sparkasse anzupassen.

Damit die Evolution der einzelnen Sparkasse und der gesamten Organisation unter den genannten Rahmenbedingungen gelingen kann, werden sich viele Sparkassen in ihrer Arbeitsweise neu ausrichten und teilweise weitreichende Anpassungen vornehmen müssen. Denn der Sparkassenorganismus war bisher nicht in diesem Maße nach außen ausgerichtet und nicht darauf eingerichtet, mit einer deutlich höheren Anzahl „organisierender“ Akteure zu funktionieren.

Generell muss die Erkenntnis vorliegen, dass Veränderung notwendig ist. Sonst droht das Aussterben. Diese notwendige Erkenntnis muss die Grundlage sämtlichen Handelns sein.

Gerne unterstützen wir Sie bei der Anpassung Ihrer Prozesse und Strukturen, um den zukünftigen Veränderungen gewachsen zu sein. Sprechen Sie uns gerne an – wir freuen uns auf Sie!