PARES DATA: Individualität in der IT – ist sie ihren Preis wert?

In vielen Sparkassen sind Eigenentwicklungen und Drittsysteme als Beimischung zum FI-Portfolio etabliert und an den unterschiedlichsten Stellen im Haus im Einsatz. Mit dem anstehenden Ende von Lotus Notes und den immer höheren Anforderungen im Rahmen der IT-Steuerung, sind vielerorts Ersatzentscheidungen notwendig. Schnell kommen neue Drittsysteme ins Spiel. Kommt nun die Renaissance dieser Anwendungen?

Vielleicht kann hier der Blick in die aktuelle PARES Kompakt-Datenevidenz (Erhebungen 2018 bis 2021) bei der Entscheidungsfindung weiterhelfen. Wir haben dazu die gebundenen Mitarbeiterkapazitäten in den Aufgaben 661.13, 661.14 und 661.17 ausgewertet und auf MAK je Mrd. KGV II normiert.

Ergebnis aus der PARES Kompakt-Datenevidenz

Der Maximalwert für die oben genannten Aufgaben liegt bei 0,52 MAK je Mrd. KGV II, der Minimalwert bei 0,08 MAK. Es ist keine Konzentration bei größeren, mittleren oder kleinen Sparkassen erkennbar. Das Bild ist über alle Größenordnungen hinweg heterogen.

Folgt man der Annahme, dass die von Sparkassen in diesen drei Aufgaben verschlüsselten Kapazitäten keinen unmittelbaren Bezug zur Größe einer Sparkasse haben, stellt sich – absolut betrachtet – folgendes Bild dar: Die geringste absolute Kapazitätsbindung liegt dann bei rund 0,13 MAK, der größte absolute Wert bei 5,65 MAK. In Personalkosten bedeutet dies bei den beiden betroffenen Häusern eine Spanne zwischen rund 11.000 Euro und 477.000 Euro p.a. Beide Häuser stammen interessanterweise aus dem gleichen Verbandsgebiet.

IT-Betrieb

Ermittelt man nun die Kosten aus dem reinen IT-Betrieb (SIA-Server und Zusatzspeicher) für die Eigen- und Drittsysteme (FI Rechnungspositionen 192100 und 192102) so ergibt sich für unsere gesamte Vergleichsgruppe eine Spanne von 10.000 Euro bis 365.000 Euro p.a. Auch hier wurde bewusst auf die Relation je Mrd. KGV II verzichtet.

Erkennbar ist, dass die Häuser mit hohen MAK-Kosten in diesem Umfeld auch hohe Betriebskosten ausweisen. Dies summiert sich bei den beiden von uns hinsichtlich der MAK-Bindung ermittelten Häusern (siehe oben) in der Spitze auf Sach- und Personalkosten von jährlich über 840.000 Euro – gegenüber von Sach- und Personalkosten von jährlich rund 22.000 Euro am unteren Ende der Vergleichswerte. Tendenziell sind in der Gruppe der kostenintensiven Häuser große Sparkassen vertreten, durchaus aber auch „mittlere“. In der Gruppe der kostengünstigen Häuser ist das Bild wieder vollkommen heterogen. Dies lässt die Annahme zu, dass auch mittlere und große Sparkassen ohne bzw. mit wenigen Drittsystemen und der damit verbundenen Individualität auskommen können.

Unsere Betrachtung ist sicher keine abschließende Entscheidungsbasis für oder gegen den Einsatz von Drittsystemen. Dazu müssen noch weitere Gesichtspunkte miteinbezogen werden – etwa die Kosten für die Software selbst, aber auch die zusätzlichen Mitarbeiterkapazitäten für die komplexere IT-Steuerung, umfangreichere Revisionsprüfungen oder auch die individuelle Prozessdokumentation, um nur einige Beispiele zu nennen. Der mögliche Vorteil von Drittsystemen (z. B. in Bezug auf Prozesskosten oder Vertriebswirkung) müsste dem natürlich gegenübergestellt werden.

Unsere Empfehlung ist aber eindeutig: Bevor es bei Ihnen zu einer Renaissance der Drittsysteme kommt, sollten Sie unbedingt kritisch bewerten, ob die erwarteten Vorteile wirklich die gesamten Mehraufwände rechtfertigen. Nicht zuletzt, weil die organisatorischen Abweichungen vom FI-Standard auch zu dauerhaften Personalkosten-Mehraufwänden im Prozess- und IT-Steuerungsumfeld führen. Denn die Entwicklung der IT-Standards wird trotzdem über verschiedene Umlagen mitfinanziert und eine (möglicherweise zukünftige) Migration zum Standard verursacht am Ende nochmals Kosten.

Sprechen Sie uns gerne an – wir freuen uns auf Sie!